In Kooperation mit dem Quo vadis? - Begegnung und Berufung im Zentrum haben wir im Sommer 2020 eine Wanderausstellung konzipiert, die sich mit der Thematik verantwortungsvollen Reisens auseinandersetzt. Wir haben Schautafeln gestaltet, die Fragen aufwerfen, die sich in der Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes stellen.
Das haben wir nicht ohne Grund getan. Denn wir finden: Ein Auslandseinsatz will und muss gut vorbereitet sein. Gerade Auslandsfreiwilligendienste sind in den letzten Jahren wiederholt in Verruf geraten. Mehrere Negativbeispiele - etwa schockierende Berichte aus nepalesischen Waisenhäusern oder die Causa um die US-amerikanische Freiwillige Renee Bach, die infolge ihres Freiwilligendienstes ein Spital in Uganda gründete, in dem mehrere Kinder durch Fehlbehandlung starben - haben uns tief getroffen.
Strukturelle Ungleichheit fängt schon im Kleinen an - Wir leben schlichtweg in einer Welt, die von postkolonialen Machtstrukturen geprägt ist. Diese postkolonialen Machtstrukturen werden uns in der Arbeit mit unseren Partner*innen und unseren Freiwilligen immer wieder bewusst. Sie werden sichtbar darin, dass es eine riesige Anzahl an Austauschmöglichkeiten für österreichische Jugendliche gibt aber nur wenige für solche aus dem globalen Süden, die eine Zeitlang in Österreich leben möchten. Der Mangel an legalen Einreisemöglichkeiten führt dazu, dass noch immer Menschen gezwungen sind ihr Leben zu riskieren, um nach Europa zu gelangen. Wir wünschen uns eine Welt, in der für internationalen Austausch gilt, was für viele Ordensgemeinschaften schon seit langem gelebte Realität ist: Viele Ordensgemeinschaften haben Gemeinschaften in Ländern des globalen Südens und waren und sind noch immer Räume für globalen Austausch.
Doch auch hier zeigt sich globale Ungleichheit: Koloniale Machtstrukturen werden sichtbar in der Art und Weise, wie über unsere Partner*innen, über die Gastländer gesprochen wird, wie wir selbst über sie erzählen. Mit unserer Ausstellung möchten wir dich einladen, dir einige Fragen zu stellen, die wir uns ebenso gestellt haben.
Wie kann ein gerechtes Miteinander funktionieren in einer Welt, die von struktureller Ungleichheit geprägt ist, die so drastisch ist, dass sie für manche Menschen tödliche Folgen hat? Ein gerechtes Miteinander erfordert, dass wir alle, aber insbesondere strukturell privilegierte Personen aus dem globalen Norden - zu Lernenden werden. Hier leisten Freiwilligendienste einen wichtigen Beitrag, um eben diese internationalen Lernerfahrungen zu ermöglichen. Doch in dieser von struktureller Ungleichheit geprägten Weltist es notwendig, dass auch wir - die Freiwilligendienste der Ordensgemeinschaften - Lernende sind und bleiben.
Wir wollen uns als Arbeitsgemeinschaft dafür einsetzen, dass Auslandsfreiwilligendienste das sind und bleiben, was sie sein sollten - solidarische Lerneinsätze. DieMöglichkeit, das Leben an einem anderen Ort kennenzulernen und eine Zeit lang in einer Ordensgemeinschaft beziehungsweise ineinem von einer Ordensgemeinschaft betriebenen Projekt mitzuleben, mitzuarbeiten und mitzubeten. Eine Lernerfahrung, die für globale Ungleichheit sensibilisieren soll. Eine Möglichkeit, die allen Menschen offen stehen sollte.
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